MEINE GEDICHTE



Der Kristall des Gnomes (2011)


In seiner Höhle einst ein Gnom

hört bitterliches Weinen.

Er fand ein Kind im Tränenstrom.

"Was fehlt Dir, armer Kleinen?"


"Ich hab mich hier verirrt, mein Herr.

wollt Zauberkräuter finden,

denn Großmutter ist krank gar sehr,

vielleicht wird sie erblinden."


"Die Kräuter hab ich leider nicht,

doch leuchtenden Karfunkel,

er scheint in einem blauen Licht,

macht helle alles Dunkel.


Den Weg hinaus zeigt Dir sein Schein,

wird auch Großmutter heilen,

Du musst nun nicht mehr traurig sein,

so geh nun, Dich zu eilen!"


So sprach der Gnom, gab den Kristall

dem neu erfreuten Kinde.

Das Licht erfüllte jeden Saal,

hinaus ging sie geschwinde.


Berührt die Großmutter damit,

die wie ein junger Mensch nun sieht,

das Mädchen hat indessen

den Gnom so ganz vergessen.


Wenn ihr einmal Kristalle seht,

denkt an der Gnome Licht,

das sich in ihnen bricht

und glänzt in voller Majestät.



Synonym (März 2011)

Ein Ungetüm

sucht ungestüm

nach einem Synonym.

Ich helfe ihm.


Nun ist es scheuer,

speit kaum noch Feuer,

sein Name neuer,

denn es ist jetzt ein Ungeheuer.



Kaspar Hauser


Hier in Nürnberg aufgetaucht,

ein junger, unbekannter Mann.

Sohn von adliger Durchlaucht?

Oder einem Bauersmann?

Kaspar Hauser, Findelkind,

weißt nicht, wer die Eltern sind.


Ein Betrüger sollst du sein,

wer vermag's zu deuten?

Sicher warst du einst allein,

sehnst dich nun nach Leuten.

Wahrheit ist wie Rauch im Wind.

Weißt nicht, wer die Eltern sind.


Wie ein Tier im Zoo bestaunt,

dies zu gern genießend.

Sohn von Baden, man hier raunt,

kann bald reden fließend.

Noch lebst du dein Leben lind,

weißt nicht, wer die Eltern sind.


Forschern nur ein Gegenstand

und herumgereichet.

Schon bedroht von Mörderhand,

bald bist du erbleichet,

deine Augen totenblind.

Weißt nicht, wer die Eltern sind.


Stirbst an einem schweren Stich,

alt nur einundzwanzig Jahre.

"Rätsel seiner Zeit" nennt dich

der Stein über der Bahre.

Dein Geheimnis niemand find't,

weiß nicht, wer die Eltern sind.




Planck-Ton


Zwei Männer musizieren

sehr oft zusammen hier.

Der eine spielt die Geige,

der andre das Klavier.


Bekannt in andren Dingen,

zählt hier nur die Musik,

sie lassen sie erklingen,

welch' schöner Augenblick!


Sie sind berühmte Forscher,

bekannt und hochgeehrt.

Man sagte einst dem einen,

Physik hat keinen Wert.


Was anderes studieren?

- Fast nahm er die Musik.

Ließ sich nicht irritieren

und wählte doch Physik.


Der Geiger, der ist Einstein,

Klavier spielt hier Max Planck.

Sind Physiker geworden,

zum Glück, ja - Gottseidank!


Noch heute sind die Töne

der beiden nicht verhallt,

die Klänge, zarte, schöne,

von lieblicher Gestalt.


Ein Stein, lässt man ihn fallen,

klingt oft von ferne schon.

An Plancks Musik erinnert

noch heute der Plankton.


Beinahe

zu spät (Mai 2011)

Durch den Wald die Kutsche jagt

- ein Vierspänner.

Niemand was darinnen sagt

- schweigende Männer.


Noch entfernt, am Galgen steht

- der falsche Mann.

Hurtig, sonst ist es zu spät!

Der Henker legt die Schlinge an!


Keuchend sind die Pferde jetzt

- nahe ist die Stadt.

Dort sind alle aufgehetzt

- büßen soll er jede Tat!


"Halt!", so klingt der Schrei

aus der Kutsche nahebei.

Rettet so den Todgeweihten.


Und nur wenig später

haben sie den wahren Täter.

Der falsche wird weit weg jetzt reiten ...


Die Flasche (August 2011)

Ich erhasche

die Bierflasche

durch eine rasche

Bewegung.


Voll freudiger Erregung

führ ich sie zum Mund

und

- welch entsetzlicher Befund:


Wie Trapattoni sag ich schwer:

"Flasche leer!"




Der Käfer brummt (2010)

Der Käfer brummt,

die Biene summt,

die Blume blüht,

in meinem kleinen Frühlingslied.

Und nachts leuchten die Sterne.


Der Wind weht lau,

es glänzt der Tau,

die Sonne glüht,

in meinem kleinen Frühlingslied,

bringt Wärme mir von ferne.


Ich bin bei dir,

so schön macht mir,

was Liebe sieht,

in meinem kleinen Frühlingslied

ich habe dich so gerne.


Wie ein Vulkan (2010)

Wie ein Vulkan vorm Explodieren,

so ist Wut, die nicht verraucht.

Möchtest dich abreagieren,

wie eine Katze, wenn sie faucht.

Ein Rinne musst du finden,

durch die deine Lava fließt.

So wird auch dein Druck bald schwinden,

wenn dein Strom sich ganz ergießt.

Bald wird aus der heißen Masse

Erde, auf der süßer Wein

wachsen wird und dieser lasse

deine Wut vergessen sein.



Wetterleuchten (2010)

Ein Gewitter,

das mir nicht schaden kann,

eine Gefahr,

weit weg von mir,

das ist das Wetterleuchten.


Wie eine Botschaft

heute noch einmal

davongekommen zu sein.


Eine schöne Botschaft,

ein trügerischer Schein.


Smaragdwald (Oktober 2010)

In einer Welt aus Asphalt

sehne ich mich nach Märchen,

tauche ein in Mythen,

flieg zum Smaragdwald,

rieche duftende Blüten,

sehe Schmetterlingspärchen.


Wird die Welt langsam kalt,

singen nicht mehr die Lerchen,

ziehn die Störche nach Süden,

werd ich doch gar schon bald

vor dem Winter mich hüten,

er wird mir krümmen kein Härchen.


Ich sing im Inneren Lieder,

wärm mich an meinen Gedanken,

Fantasie ohne Schranken,

bis der Frühling kehrt wieder.




WER HAT DICH SO TIEF VERLETZT? (2005)


Wer hat Dich so tief verletzt?

Wer hat Dir so zusgesetzt?

Du fühlst Dich im Herzen leer,

Gibt es keine Hoffnung mehr?


Du suchst Halt, um auszuruhn.

Sag, was kann ich für Dich tun?

Glaub mir, es braucht seine Zeit,

Dann vergeht auch dieses Leid.


Du fühlst Dich vom Glück verlassen,

Scheinst die ganze Welt zu hassen.

Doch das Leben ändert sich,

Es gibt einen Weg für Dich.


Niemand weiß, was kommen mag,

Drum genieße jeden Tag.

Es gibt viel schönes hier auf Erden.

Jetzt kann es nur besser werden.




OHNE TITEL (2005)


In Deinen Augen kann ich mich

Selber wiederfinden,

Deine Augen schauen mich,

Wollen mein Bild binden.


Meine Seele spiegelt sich

Ganz in Deiner wider

Und Dein Herz gar wunderlich

Singt die gleichen Lieder.


Ohne Dich scheint Sternenglanz

Gänzlich zu verblassen.

Deiner Liebe Licht nur kann's

Rundum leuchten lassen.



HERBST (2004)

Laub fällt von den Bäumen

Die Welt fängt an zu träumen

Und ein Drachen steigt



Wenn die Wälder rauschen

Kannst Du zu mir lauschen.

Ich bin Dir geneigt.



Nebel kann nicht schaden,

Kommt er auch in Schwaden,

macht uns doch nicht blind.



Frost kann uns nicht härmen,

wenn wir uns erwärmen

nah einander sind.



HERBST (2004)


Ich sehe den Tanz

Der Blätter im Wind.

Einen Drachen mit Schwanz

Steuert ein Kind.



Ich seh in den Bäumen

Den goldenen Schein.

Die Welt scheint zu träumen,

scheint im Schlafe zu sein.



Schon bald wird es Winter,

das Licht schwindet sacht.

Viel Wolken und dahinter

Kommt siegend die Nacht.



Doch , getrost , seid nicht bange,

Im ewigen Kreis,

Da dauert's nicht lange

Und der Frühling kommt leis...



DAS LICHT (Neue Fassung)


Mitten in der Finsternis

leuchtet uns ein helles Licht

in das irdische Verlies,

bringt uns neue Zuversicht.


Mitten in der Dunkelheit

leuchtet uns ein heller Stern;

er sagt uns in trüber Zeit,

"da ist wer, der hat Dich gern."


Und in dunklen Worten drin,

wenn wir keinen Weg mehr sehn,

führt das Licht zur Freiheit hin,

läßt den rechten Weg uns gehn.


Nie erlischt das Licht der Welt,

niemals sind wir ganz verlassen,

niemals wird das Licht erblassen,

das uns unsre Nacht erhellt.



JETZT QUÄLT UNS NICHTS MEHR

Vorbei ist, was trennend nur geht.

Ängste sind vom Wind verweht.

Und nichts mehr, was zwischen uns steht.

Und jetzt quält uns nichts mehr.


Ein neuer Tag folgte der Nacht.

Wir sind von dem Gestern erwacht.

Unser Traum wurde wahrgemacht.

Und jetzt quält uns nichts mehr.


Alles wird anders sein.

Eine neue Zeit bricht herein.

Mit dir will ich dort sein.

Und dann quält uns nichts mehr.


Frag nicht, was einmal war.

Frag nicht, was einst geschah.

Frag nicht, was einmal wird.

Frag nicht, wohin es führt

Denn ich weiß


Vorbei ist, was trennend nur geht.

Ängste sind vom Wind verweht.

Und nichts mehr, was zwischen uns steht.

Und jetzt quält uns nichts mehr.




Großes ist uns eigen


Großes ist uns eigen

Und es wird sich zeigen.

Ändern wird sich unsre Welt.

Was uns noch gefangen hält,

mag sich abwärts neigen.



Die Brüder im Meer


Tümmler schnellen durch das Meer,

Mit dem Spiel der Wellen,

Die das Boot zieht nach sich her,

Muntere Gesellen.


Ich weiß, dass wir Brüder sind,

Doch sind wir verschieden.

Tümmler, munter wie ein Kind,

Leben wohl in Frieden.


Und nun tauchen sie mir weg,

In ihr Reich hinunter,

Bleibt auch weiterhin so keck,

Bleibt auch weiter munter!


Kommt bald wieder zu mir her

Meine Brüder, dort im Meer!



Ode an die Waschmaschine


Weiß und glänzend steht sie hier,

Als ich sie bediene.

Treu und hilfreich ist sie mir –

Meine Waschmaschine.


Anfangs wäscht sie intensiv

Alles frei vom Drecke

Und dann dringt sie porentief

In die kleinste Ecke


Dann ist - kurz - das Spülen dran.

(Muss ich nicht erläutern)

Danach zeigt sie, was sie kann,

Denn nun kommt das Schleudern.


Nun ist sie in Waschgang drei,

Donnerdröhnend drehend.

Urgewalten werden frei,

Wie ein Uhrwerk gehend.


Langsam kommt sie dann zur Ruh.

Schließlich steht sie stille.

Es ist, als schaute sie mir zu

Wie durch ne halbe Brille.


Jetzt ist ihre ganze Müh

Mit Erfolg beendet.

Ihre ganze Kraft hat sie

Nur für mich verschwendet


Darum achte ich sie hoch,

Diese fleiß'ge Biene.

Mensch, nimm Dir ein Beispiel doch

An der Waschmaschine!



Tausend Tode


Ich bin schon tausend Tode gestorben

Und todesmüde fühl ich mich nun.

Mein innerer Held - er ward mir verdorben.

Was soll ich mit meinem Feigling tun?


Und meine vielen Ideale,

Die hat das Leben ausgelacht.

So dass ich viele feige Male

Es wie die anderen gemacht.





OHNE TITEL (August 2001)



Wenn ich Deinen Körper spür,

Warm und weich an meinem,

Ist es, als ob nah bei mir

Freudenfeuer scheinen.


Alles ist voll Zärtlichkeit,

Liebe, Licht und Leben

Und vergessen ist mein Leid,

Alles ist vergeben.



DIE BRÜCKE (August 2001)



Eine Brücke wunderlich

Steht am Himmel droben.

Doch nicht immer, sie hat sich

Grade erst erhoben.



Als der letzte Regen grad

Sah die Sonnenstrahlen -

Da ein großer Künstler tat

Diese Brücke malen.



Wenn Du diese Brücke schaust,

Steht ein Wunsch Dir frei.

Wenn Du jemand ihn vertraust,

Ist's damit vorbei.




HEILIGER IM PARKVERBOT (August 2001)



Es war einmal ein Heiliger,

Der stand im Parkverbot.

Jetzt hat's der Heil'ge eiliger -

Ein Strafzettel ihm droht.



SCHREIB MIR EINEN BRIEF (August 2001)



Bitte schreib mir einen Brief,

Ich vermisse Dich so sehr.

Ohne Dich läuft alles schief,

Komm bald wieder her.




BEI BÄUMEN (August 2001)



Wo kann ich Dich finden?

Unter einer Linden?

Wird mein Herz erweichen

Unter einer Eichen?



Wo soll ich Dich suchen?

Unter einer Buchen?

Wird die Liebe wirken

Unter einer Birken?



Werd ich Dich dort sichten:

Unter einer Fichten?

Wird's mich übermannen

Unter einer Tannen?



Wenn die Wälder rauschen,

Ja, dann sollst Du lauschen,

Dann ruf ich zu Dir.



Und in meinen Träumen

Bist Du nicht bei Bäumen,

Da bist Du bei mir.




JEGLICHES HAT SEINE ZEIT (August 2001)



Jegliches hat seine Zeit,

Alles seine Stunde,

Liebe, Freude, Schmerz und Leid,

Heilung einer Wunde.



Zeit, auf diese Welt zu kommen,

Zeit, von ihr zu scheiden.

Zeit, bis Du den Berg erklommen.

Zeit, herabzusteigen



Zeit, die Dinge zu zerstören,

Zeit, sie aufzubauen.

Zeit, dem andern zuzuhören,

Zeit, ihm zu vertrauen.



Zeit zu lieben, Zeit zu hassen,

Zeit für Streit und Friede,

Zeit, um einfach loszulassen,

Zeit zu einem Liede.



Unerforschbar ist die Zeit,

Lasst uns nicht ergründen,

Gottes große Ewigkeit -

Lasst sein Lob uns künden.



DICH KÜSSEN (August 2001)



Heiter glänzen Deine Augen,

Ein Lächeln spielt um Deinen Mund.

An Deinen Lippen möchte ich saugen,

Die nicht nur zum Küssen taugen,

Küsse mich an Dir gesund.



Wie ein Wirbel, Deine Haare,

Wie ein Marmorbild Dein Hals,

Bei Dir bin ich alle Jahre

Bis ich liege in der Bahre

Und ich küss Dich abermals.



Deine Brüste wie zwei Rehe,

Wie der Rehe Zwillingspaar.

Wie beglückend Deine Nähe,

Wunderbar, wenn ich Dich sehe

Und ich küss ein Reh sogar.



Auch nach manchen Hindernissen

Und nach mancherlei Beschwer,

Möcht vom Glück ich nichts mehr missen

Und Dich dauernd herzen, küssen –

Für alle Zeiten ungefähr.


WINTER (November 2001)



Wird die Sonne wieder strahlen

Und den grauen Dunst verjagen,

Um zum Ende aller Qualen

Durch ihr Scheinen beizutragen?



Kalt ist es in jeder Ecke,

Schnee und Eis beherrscht die Welt.

Tiere gehn in die Verstecke,

Wenn der kalte Regen fällt.



Mag auch keine Sonne wärmen –

Sieh, uns beide stört das kaum!

Keine Kälte kann uns härmen,

In uns ist ein warmer Raum.



Warm ist es in unsern Herzen,

Unsre Seele ist voll Licht,

Wir sind wie zwei helle Kerzen

Und im Dunkeln sind wir nicht.




Herz im Himmel

Wer sein Herz im Himmel hat,

Der braucht keine Schätze sammeln

Auf der Erde, wo sie nur

Rost frisst und wo sie vergammeln


Häng' Dein Herz doch nur an das,

Was für Ewigkeiten währet.

Lass doch ab von dem, was nie,

Nie und nimmer wiederkehret.




Herbst

Deine Farben sind so schön,

Bringen Stimmung mir und Freude.

Ach, ich kann mich satt nicht sehn

An der bunten Augenweide.



Goldne Wolke

Heut' sah ich am Himmel klar

Eine Wolke golden glänzen

Und in meinem Herzen war

Freude ohne Grenzen



Das Licht

Mitten in der Finsternis

Leuchtet uns ein helles Licht

In das irdische Verlies,

Bringt uns neue Zuversicht.


Mitten in der Dunkelheit

Scheint für uns ein heller Stern.

Er sagt uns in trüber Zeit:

Da ist was, das hat uns gern.


Nie erlischt das Licht der Welt.

Niemals sind wir ganz verlassen.

Niemals wird das Licht erblassen,

Das uns unsre Nacht erhellt.






ÄLTERE GEDICHTE


WINTER IN STUTTGART (1990)


Weiße Pracht bedeckt die Stadt,

Deren Häßlichkeit nun schwindet.

Und der Mensch, des Grautons satt,

Sucht, ob er das Weiß ergründet.



STILLE (1989)


Kein Vogel flattert jetzt umher,

Kein Fischlein schwimmt im weiten Meer

Und auch den Menschen gibt's nicht mehr

Die ganze Welt ist wüst und leer.


Die Luft hat noch tausend Becquerel,

Die Sonne scheint am Himmel grell,

Das öde Land ist grau und hell.

Der Wind verweht den Boden schnell.


Wo gestern noch das Leben war

Ist Totenstille ganz und gar.

Kein Gift, kein Smog, keine Gefahr.

Der Mensch starb aus in einem Jahr.


Vielleicht kommt einmal irgendwann

Ein fremdes Wesen, sieht sich's an

Und stellt die Frage sich sodann:

"Warum

war'n die so klug und doch so dumm?"

Worauf sich's keine Antwort geben kann.


Kein Vogel flattert jetzt umher,

Kein Fischlein schwimmt im weiten Meer

Und auch den Menschen gibt's nicht mehr

Der machte alles wüst und leer.



MANN IN BETRACHTUNG EINES VOGELS (1990)


Welch ein wunderbares Leben,

So zu fliegen durch die Luft!

Einfach nur die Flügel heben;

Unter sich die Erdengruft


Wär ein Vogel gern geworden,

Hätt's nicht wie ein Mensch so schwer,

Flög nach Süden, Westen, Norden,

Voller Freiheit, sonst nichts mehr!



ALI BABA UND DIE VIERZIG RÄUBER (1991 - unvollendet)


Vierzig Räuber, vierzig Diebe,

Ziehen plündernd durch die Stadt,

Kennen keine Nächstenliebe,

Wohl dem, der eine Zuflucht hat!


Schätze haben sie zuhauf,

Doch hört ihr Plündern niemals auf...


"Nun ist es genug, ihr Brüder!"

Brüllt der Hauptmann, beuteschwer.

Noch ein paar Häuser brennt man nieder,

Die Schatzkammer ist längst schon leer!


Vierzig Räuber fliehn durchs Tor,

Grausig schreien sie im Chor:


"Laßt uns töten, laßt uns rauben,

Laßt uns sengen, brennen, klaun!

Die an Gerechtigkeit noch glauben,

Wollen wir in Stücke haun!"


Und so zieht die Räuberbande

Plündernd durch Arabiens Lande .....




EINSAMKEIT UND RUHE (1991)


Ich sitze hier

Die Zeit hat einen Knick

Scheint stillzustehn

Nur die Uhr

Stört

Wird entfernt


Die Bäume sind lieblich anzusehn

Doch in gerader Reihe

Von verfluchter Menschenhand


Kleine Ameisen

Leicht zu zertreten

An meinem Fuß

Vogelgezwitscher

In der Luft

Ein Motorenlärm

Rieche

Selige Düfte

An Blumen

In der Wiese

Tausendfach

Erinnerungen


Zeit steht endlich still

Und

Mensch hat Ruhe


Ein Beobachter stört

Ruhe

Habe hier sonst keinen

Ärger

Nur

Glück

Einsamkeit

Nichts Irdisches stört mehr.


Auch die

Uhr

Steht still.




MEIN GESICHT (1992)


Im Spiegel seh' ich ein Gesicht,

Das blickt mir so traurig entgegen.

Hört, in sich versunken, die Umwelt nicht -

So tief ist's am überlegen.


Es grübelt wohl über den Sinn der Welt,

Sofern es da einen sichtet.

Die Augen, die es kaum offen hält,

Sind in die Leere gerichtet.


Es fragt nach dem Leben, dem Leid und dem Tod

Und sucht nach einer Erklärung.

Was ihm die Philosophie bis jetzt bot

War nur eine hohle Belehrung


Sinnentleert kehrt's nun zurück

In die gegenwärtige Klarheit. -

Zurück in der Menschen Traum vom Glück

Im Schlaf auf der Suche nach Wahrheit.


Im Spiegel sah ich ein Gesicht,

Das blickte mir traurig entgegen

Und inspirierte ein Gedicht

Mit Reimen der Reime wegen.



GRUNDAUSBILDUNG (1991)


Ach, wie ist mein Geist so müde

Von der blöden Bundeswehr!

Ich bin so fertig, meine Güte,

Nur noch ausgebrannt und leer.


Selbst die einfachsten Gedanken

Kann dies Hirn nun kaum noch fassen.

Eng gesetzt sind seine Schranken,

So daß nichts sie mag verlassen.



GEDANKEN AUF DER RÜCKKEHR VOM URLAUB (1992)


Gott, wie hast Du wunderbar

Diese schöne Welt erschaffen!

Und in Blumen jedes Jahr

Läßt Du Deine Menschen schlafen.


Jeder Käfer, jede Blüte

Zeuge Deiner großen Güte.

Jeder Pflanze neue Triebe

Sind ein Abbild Deiner Liebe,

Wenn's doch immer nur so bliebe.


Doch der Mensch, das blinde Wesen

- Warum hast Du ihn gemacht? -

Ist durchdrungen meist vom Bösen,

Lebt in rabenschwarzer Nacht.


Ist er nicht Dein einz' ger Fehler?

Aller Kreaturen Quäler?

Ein Gefangner seiner Sünden?

Wird er je den Ausweg finden?

Wer vermag dies zu ergründen?


Darum Gott, o gib, daß alle

Nur auf Deinen Pfaden wandeln!

Daß der Mensch mit einem Male

Aufhört, Schöpfung zu verschandeln.


Nur Du kannst den Teufel töten,

Nur Du hast den Tod besiegt,

Darum will ich zu Dir beten,

Daß der Mensch den Menschen liebt,

Daß er Deine Schöpfung sieht,

Daß er nimmer nimmt, doch gibt!



NÄHE DER LIEBSTEN (1992)


Ich denke Tag und Nacht nur noch an Dich,

Du, schönste Schöpfung meines Schöpfers.

Bei Deinem Blick erweiche ich

Wie Ton in Händen eines Töpfers.



SCHWANENGESANG (1993)


Ohne Dich

Kann ich nicht

Mehr so wie früher leben

Ohne Dich

Fühl ich mich

Hilflos und ergeben


Ohne Dich

Fühle ich

Den Stich in meinem Herzen

Ohne Dich

Quälen mich

Schlimme süße Schmerzen


Doch vielleicht

Sehe ich

Dich noch einmal wieder

Und vielleicht

Sinken wir

Dann in Liebe nieder?


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