Kunstbetrachtung. Von Hartmut Blessing

Heute: Meister des Verkehrszeichens (MdVkz), Mann der einen Zebrastreifen überquert,

alte und neue Version

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Wir sehen einen Mann, das heißt eigentlich nur seine Konturen, den Schattenriss eines Mannes, der von rechts nach links einen Zebrastreifen überquert. Das Bild des Mannes befindet sich in einem weißen Dreieck, das wiederum von einem roten Dreiecksrand umgeben ist und schließlich noch von einem dünnen weißen Dreiecksrand.

Dies ist eine typische Arbeit des Meisters des Verkehrszeichens. Seine Werke sind geradezu überwältigend in ihrer Schlichtheit: einfache Formen, wie Rechtecke, Quadrate, Kreise, Dreiecke und manchmal auch ein Achteck; einfache Farben, rot, blau und gelb, die Grundfarben, dazu der Schwarzweiß-Kontrast, selten benutzt der Meister noch grün, das er zum Beispiel bei seinen Lichtinstallationen verwendet, die man überall finden kann. Ob er mit diesen eine politische Aussage treffen will, ist ungeklärt. Als Material für seine Werke verwendet der MdVkz meist Metall.

Der Inhalt der Bilder des MdVkz reicht von konkreten Formen, wie den hier gezeigten, bis hin zu abstrakten, wie z. B. Zahlen, Pfeile, Balken, Kreuze...selten werden Wörter verwendet, die Werke des Meisters stellen eher nonverbale Kunst dar. Die größte Abstraktion erreicht er in seinem kreisförmigen, weißen Objekt mit rotem Rand. Oft wird hier ein Zusatzschild angebracht, um den Grad der Abstraktion zu mildern.

Die Kunst des MdVkz ist Massenkunst, man braucht nicht in ein Museum zu gehen, um sie zu bestaunen, sie ist für jeden kostenlos, da der Meister aus staatlichen Mitteln gefördert wird. Seine Werke gehören zu den wenigen, deren Nichtbeachtung ernsthafte Folgen, bis hin zur Bestrafung haben kann. Der MdVkz ist zudem emanzipiert, eines seiner Werke, das den hier besprochenen sehr gleicht, zeigt ein Mädchen und einen Jungen, die Hand in Hand von rechts nach links gehen. Dabei fällt auf, dass das Mädchen größer dargestellt ist.

Doch zurück zu den zwei gezeigten Werken. Bei der neueren Version hat der Meister die Figur des Mannes stark vereinfacht, der Kopf ist nur mehr ein schwarzer Kreis, ähnlich wie bei den Symbolfiguren verschiedener Sportarten und außerdem vom Körper getrennt - ein Zeichen des Auseinanderdriftens von Kopf und Bauch, Ratio und Emotio der modernen Industriegesellschaft? Will uns das der Meister vermitteln? Auch bei anderen Werken des MdVkz ist diese Tendenz spürbar. Soll das Fehlen des Hutes bei der neuen Version bedeuten, dass der heutige Mensch schutzlos den Gefahren der Technik ausgesetzt ist? Und die Laufrichtung von rechts nach links, soll das etwa ein Wink für die Menschen in unserem Land sein, den der Meister in der neuen Version wiederholt, weil er noch immer nicht verstanden wurde? Wir werden es wohl nie genau wissen, aber solang die Botschaft der Werke des Meisters des Verkehrszeichens nicht jedem klar ist, solange wird es nötig sein, dass er seine Objekte überall präsentiert.

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