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Warum heißt es so? - von Hartmut Blessing
Hallo, liebe Wortherkunfts-Freunde! Lange schon ist kein Artikel mehr von mehr erschienen. Das lag unter anderem an einem Virus, den ich von meinem Computer nicht entfernen konnte, bis mir vor Kurzem ein Mensaner mit einem tollen Programm aushalf. Außerdem war ich zeitlich sehr angespannt. Nun jedoch habe ich jedoch wieder Zeit, um euch neue Wortnahrung zu servieren. Bitte schön:
Bistro
Der französische Ausdruck für ein kleines Café-Restaurant - Bistro - entstand nach dem Sieg der Verbündeten über Napoleon I. und deren Einzug in Paris. Wenn die russischen Kosaken auf ihren Pferden über die Pariser Boulevards trotteten, wurden ihnen oft von "Lockvögeln" geschäftstüchtiger Pariser Wirte kleine Lokale angepriesen, in denen sie schnell einen Imbiss nehmen und ihre Pferde draußen stehen lassen konnten. Um ihre potentiellen russischen Gäste leichter überreden zu können, hatten die Franzosen das russische Wort für "schnell" - by stro - gelernt und gebrauchten es zusammen mit der Gebärde des Essens. Die Kosaken aber dachten, dieses Wort sei die Bezeichnung für ein Schnellimbissrestaurant, was es schließlich, in der Form Bistro, auch wurde.
Desaster
Kommt aus dem italienischen "disastro", was "Unstern" bedeutet, also eine Sternenkonstellation, die Unglück bringt.
digital
Die meisten Zahlensysteme haben sich aus der Tatsache ergeben, dass der Mensch zehn Finger besitzt. Wir tragen dieser Tatsache immer noch Rechnung, wenn wir uns auf das Digitalsystem beziehen und daran denken, dass "Finger" im Lateinischen digitus heißt. Mit digital ist auch das Wort Digitalis verwandt, was nichts anderes als die Pflanze Fingerhut meint. Deren Gift heißt analog Digitoxin, das die Mediziner zu Verbesserung der Kontraktionskraft des Herzens nehmen.
Heller
Die Münze müsste eigentlich "Schwäbisch Häller" heißen, denn in dieser Stadt wurde sie zuerst geprägt. Dabei ist "Hall" ein altes Wort für "Salz", denn diese Stadt ist für die Salzsiederei berühmt. "Hall" ist ein direkter Verwandter des griechischen "Halo", das z. B. im "Halogen", dem "Salzbildner" auftaucht. Auch die Wörter "Sülze, Selters, Soße, Salami, Salat, Salpeter" leiten sich alle von "Salz" her.
Khaki
Dieser Braunton ist nach dem indischen "Khákí", "staub- erdfarben" benannt, das sich von persisch "hak", "Staub, Erde" herleitet.
Kindergarten
Der Schöpfer des Kindergartens, der Deutsche. Friedrich Fröbel, 1782 in Thüringen geboren, wollte "freie, denkende, selbsttätige Menschen" erziehen. Das Besondere an seiner Methode war, dass er sämtliche Begabungen und Kräfte seiner Zöglinge gleichmäßig zu fördern suchte. Fröbel gründete 1816 zunächst ein Landerziehungsheim. Später widmete er sich fast ausschließlich der Erziehung von Vorschulkindern. 1840 entstand in Bad Blankenburg in Thüringen der erste Kindergarten, in dem drei- bis sechsjährige Kinder unter Anleitung von Erzieherinnen, "Kindergärtnerinnen", zu Spiel, Gesang und sinnvoller Beschäftigung angeleitet werden sollten. Die Reaktion in Preußen verbot 1851 die Kindergärten als "atheistisch und demagogisch". Erst 1860 wurden sie wieder zugelassen. Der Name "Kindergarten" macht Fröbels Absicht deutlich: Wie eine Pflanze sollte der junge Mensch sich, gehegt vom Gärtner, harmonisch entwickeln. Das Wort hat als eines der wenigen deutschen Wörter Einzug in die englische Sprache gehalten, wie auch "Angst", "Poltergeist" oder "Iceberg".
Kristall
Das Wort bezeichnete ursprünglich nur den Bergkristall, das Quarz, kommt aus dem Griechischen und heißt soviel wie "in der Kälte geronnen"; man glaubte, Bergkristalle (sie kamen damals fast ausschließlich aus den Alpen) wären so tief gefrorenes Wasser, dass es niemals mehr auftauen könne. Im Kristallmuseum im bayrischen Riedenburg im schönen Altmühltal kann man die größte Bergkristallgruppe der Welt bestaunen: Gewicht 7,8 Tonnen, 3 m lang, 2 m breit, fast 2 m hoch, Alter mindestens 40 Millionen Jahre.
Maharadscha
Ist indisch und heißt wörtlich "großer Herrscher". Daher auch "Mahatma" Gandhi, die "große Seele". Interessant ist hier die Verwandtschaft von "atma", "Seele" mit dem deutschen "Atem", man denke auch an die Schöpfungsgeschichte, wo dem Menschen das Leben "eingehaucht" wird. "Maha", "groß" ist wiederum mit griechisch "mega" und lateinisch "magnum" verwandt.
matt
Dieses Wort stammt aus dem Persischen und bedeutet, wie mir ein persischer Mensaner erzählte, dort auch nur "undurchsichtig, aussichtslos, ausweglos". Daher auch der Ausdruck "Schach matt", den der Etymologie-Duden umständlich als "der König ist tot" deutet. Dabei liegt doch folgende Deutung viel näher: "der König befindet sich in einer aussichtslosen Lage" - wo er auch hinziehen könnte, überall kann er geschlagen werden.
Menetekel
Im biblischen Buch Daniel geht es um Traumdeutungen und magische Zeichen. Als der König Belsazar gerade ausgelassen feiert, erschiene vier Wörter an der Wand - Mene Mene Tekel Upharsin (auf aramäisch: "gezählt, gezählt, gewogen, zerteilt"). Nur der Prophet Daniel konnte sie deuten: "Gott hat dein Königreich gezählt und sein Ende bestimmt. Man hat dich auf einer Waage gewogen und für zu leicht befunden. Dein Reich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben." Damit war der Untergang Babylons bestimmt, die Erlösung für die Juden, die unter den Persern nach Israel zurückkehren durften. Noch heute heißt nach dieser Geschichte ein bedrohliches Zeichen ein Menetekel, verwandt ist auch englisch menace - Bedrohung. Heinrich Heine hat die Geschichte in seinem Gedicht "Belsazer" nacherzählt, das beginnt: "Die Mitternacht zog näher schon; / in stummer Ruh lag Babylon". Die bekanntesten Zeilen sind jedoch: "Und sieh! Und sieh! An weißer Wand, /da kam' s hervor, wie Menschenhand; /und schreib, und schrieb an weißer Wand/Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand."
Obolos
Griechisch für "Spieß", den ursprünglich waren eiserne Bratspieße das Zahlungsmittel in Griechenland. Als der König Pheidon von Argos (8.-7. Jahrhundert v. Chr.) die unhandlichen Spieße einzog und dafür Münzen ausgab, erhielten diese den Namen. Die nächsthöhere Münze hieß Drachme was soviel wie eine "Handvoll Spieße" heißt. Verwandt sind Obelisk und Obelix der nach dem Zeichen Obeliskus (‘) benannt wurde, während Asterix nach dem Sternchen (*) Asteriskus benannt ist.
Punsch
Leitet sich vom indischen Wort "pansch" für "fünf" ab, wegen der fünf notwendigen Bestandteile: Arrak, Zucker, Zitronensaft, Wasser (oder Tee) und Gewürz. "Pansch" und "fünf" stammen alle aus der indogermanischen Vorsprache ab, ebenso wie das griechische "penta", das wir im "Pentagon" Fünfeck wiederfinden. Verwandt ist auch persisch "Pandschab", das "Fünfstromland" (wörtlich die "fünf Wasser").
trivial
Wichtige Dinge besprach man im alten Rom auf dem Forum, dem zentralen Marktplatz. Wer hingegen nur ein bisschen plaudern wollte, der traf sich dazu an einer Kreuzung oder Straßengabelung, also dort, wo drei Wege (tri-via) zusammenstießen. "Trivial" war dann schließlich das, was man dort so austauschte - allerlei Klatsch und Tratsch.
Unhold
Im nordischen Sagenkreis gab es böse Geister, die Trolle, und gute wie Elfen und Feen, die Holde hießen. Deren Anführerin war die Frau Hulda, die uns im Bechstein-Märchen Goldmarie und Pechmarie als Schneemacherin Frau Holle begegnet.
Vielfraß
Dieses Raubtier, das zu den Mardern gehört, heißt nordisch "Fjeldfress" und das bedeutet einfach nur "Bergkater".
Ziffer
Das arabische al cifr, von dem dieser Ausdruck stammt, bedeutet einfach nur "die Null". Heute bezeichnet es die Zahlen von 0 bis 9. Alle anderen Zahlen sind aus diesen zehn Ziffern zusammengesetzt, häufig werden die Begriffe Zahl und Ziffer jedoch verwechselt. Der Franzose Georges Ifrah hat einen Bestseller über die Universalgeschichte der Zahlen geschrieben der 2080 Seiten zählt und 298 Franc kostet. 20 Jahre hat der ehemalige Mathematiklehrer vor allem der Erforschung des Ursprungs seiner Lieblingszahl, der 0, gewidmet. Ergebnis: die Null taucht erstmals in einer indischen Abhandlung über Kosmologie auf, die auf Montag, den 25. August 458 n. Chr. datiert werden konnte. Dabei ist "die Ziffer Null", wie schon oben erwähnt, ein Pleonasmus, also ein "doppelt gemoppelter" Ausdruck wie auch "Pulsschlag", Guerillakrieg" oder der berühmte "weiße Schimmel".
Ich hoffe, es hat den Leserinnen und Lesern wieder Spaß bereitet. Das nächste Mal geht um Personen, deren Namen zu Begriffen wurden, viel Spaß bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt Warum heißt es so? Hier noch ein Leckerbissen: die größte Bergkristallgruppe der Welt in dem oben erwähnten Museum:
Warum heißt es so? - von Hartmut Blessing
Hallo, liebe Wortherkunfts-Freunde! Dieses Mal geht um Personen, deren Namen zu Begriffen wurden. Bitte schön:
Achillesferse
Die Schicksalsgötter prophezeiten dem obersten griechischen Gott, Zeus, dass, wenn er sich mit der Nereustochter Thetis einließe, ein Sohn geboren würde, der ihn, Zeus, dereinst vom Throne stürzen könnte. Daher möge er die Thetis dem Achäerfürsten Peleus vermählen und der Sohn dieser Ehe würde der größte Held der Hellenen. So geschah es, dass Achilles geboren wurde. In seiner frühesten Jugend hatte seine Mutter ihn des Nachts ins Feuer gehalten und des Tags mit Ambrosia gesalbt, um so, was sterblich an ihm war, zu vertilgen. Sie wurde jedoch dabei überrascht und so blieb Achilles unsterblich und unverwundbar, bis auf eine Körperstelle: der Ferse. Im Trojanischen Krieg leistete er die größten Heldentaten, wurde jedoch schließlich vom Gott Apollon persönlich durch einen Pfeilschuss in die Ferse getötet.
Alzheimer
Die Krankheit wurde von dem Neurologen Alois Alzheimer (Breslau, 1864-1915) zuerst beschrieben. Dabei werden die Nervenzellen im Gehirn zunehmend durch entartete Eiweiße, die sogenannten Amyloide, vernichtet. Das führt zu einer zunehmenden Demenz, wobei die Betroffenen zum Schluss nicht einmal mehr ihren Namen wissen, jedoch noch alle Emotionen fühlen können.
Andreaskreuz
Der Apostel Andreas soll an ein Kreuz geschlagen worden sein, dessen beide Balken schräg verliefen. Heute dient dieses Kreuz als Warnzeichen vor Bahnübergängen.
Beckmesser
Der Ausdruck für "kleinlicher Kritiker, Nörgler" geht auf den Nürnberger Meistersinger (Sixtus) Beckmesser zurück, der in Richard Wagners Oper "Die Meistersinger" als kleinlicher Kunstrichter dargestellt wird.
Biedermeier
Kunststil der Zeit 1815 bis 1848, nach dem Schulmeister Gottlieb Biedermaier, einer Figur aus Ludwig Eichrodts (und seines Freundes Adolf Kußmaul) Gedichten in den "Münchener Fliegenden Blättern" (1855-57), einem treuherzigen, philiströsen und beschränkten Menschen mit später als zeittypisch empfundenen Charakterzügen, in Anlehnung an den Familiennamen Biedermann gebildet.
Boykott
Während der irischen Agrarkrise im vorigen Jahrhundert war Hauptmann Charles Cunningham Boycott Verwalter der Ländereien von Lord Earne in der Grafschaft Mayo. Als 1879 die Pächter von ihren Grundherren mit unzumutbaren Abgaben belegt wurden, rief der Führer der irischen Radikalen die "Landliga" dazu auf, die habgierigen Herren wie Aussätzige zu isolieren. Das erste Opfer wurde Hauptmann Boycott: Die Tagelöhner verweigerten ihm die Arbeit; die Briefträger brachten ihm keine Post mehr, und die Händler belegten jeglichen Geschäftsverkehr mit ihm und seinen angehörigen so erfolgreich mit ihrem Bann, dass die Familie sich durch einen Dampfer mit dem Nötigsten versorgen lassen musste. Nach einem Jahr zwang man die Boycotts zur Flucht nach England. Der Hauptmann starb 1897 in Suffolk. Sein Name aber blieb von nun an ein Begriff für die Ächtung.
Celsius
Anders Celsius (1701-1744) war ein schwedischer Astronom, der die Teilung des Thermometers in 100 Grade vom Gefrierpunkt des Wassers bei 0 Grad bis zum dessen Siedepunkt (unter Normaldruck) bei 100 Grad vorschlug (1742). Neben dem Kelvin wird das Celsius als internationale Einheit verwendet, wobei man zu Kelvingraden einfach 273,15 dazuzählen muss, um die Celsiusgrade zu erhalten. Die US-Amerikaner scheren sich einen Dreck um internationale Einheiten und verwenden das Fahrenheit, benannt nach dem gleichnamigen Danziger Physiker (1686-1736). Die Umrechnung geschieht wie folgt: x°F=(x°-32)*5/9 C. Daneben gibt es auch noch das Reaumur, das Wilhelm Busch in "Eine kalte Geschichte" verwendet: "Das Wasser in dem Fasse hier/ hat etwa null Grad Réaumur. /Es bilden sich in diesem Falle/ die sogenannten Eiskristalle."
Colt
Nach dem Amerikaner Samuel Colt, der ihn 1835 erfand: eine Art Trommelrevolver, im Wilden Westen lange die bevorzugte Waffe.
Derby
Der Ausdruck für Pferderennen (als Zuchtprüfung) wurde im 19. Jhdt. aus engl. derby entlehnt, das dem 12. Earl of Derby benannt wurde, der solche Rennen im Jahre 1780 begründete.
Diesel
Rudolf Diesel (1858-1913) wollte eine Wärmekraftmaschine mit großem Wirkungsgrad bauen und meldete 1892 ein Patent mit der Nummer 67 207 anzumelden für einen Motor, bei dem sich das Kraftstoff-Luft-Gemisch durch hohe Verdichtung selbst zünden sollte. Sein erster Motor jedoch versagte. Erst der zweite Motor brachte am 17. Februar 1897 den sensationellen Wirkungsgrad von 26%. Sein großes Vermögen verlor Diesel durch verschiedene Geschäfte wieder. 1913 war Diesel klar, dass er finanziell zusammengebrochen war. Zu stolz, um sich an seine Freunde zu wenden, suchte er bei der Überfahrt von Antwerpen nach England am 30. September den Tod in den Wellen der Nordsee. Bald darauf wurde seine Leiche bei Vlissingen in den Niederlanden an Land gespült. In seiner Jackentasche fand man ein Tagebuch und in seinem Koffer sein gesamtes restliches Vermögen, das ungefähr 1000 englische Pfund betrug.
Fuzzi
"Verwaschene" Logik bei der Computer-Programmierung wird auch als Fuzzy-Logik bezeichnet. In der Jugendsprache ist ein Fuzzi ein merkwürdiger, nicht mehr ganz ernst zu nehmender (älterer) Mensch. Der Ausdruck leitet sich von dem bärtigen Westernhelden Fuzzy her, einer komischen Gestalt, die das ZDF vor längerer Zeit in der Reihe "Western von gestern" zeigte. Das englische "fuzzy" bedeutet eigentlich "fusselig". Man denke hierbei auch an den "Fozzie-Bär" aus der "Muppets-Show" des vor wenigen Jahren verstorbenen Jim Henson.
Gobelin
Der Ausdruck für einen Wandteppich wurde benannt nach einem französischen Färber gleichen Namens, welcher wiederum so etwas wie "Kobold" bedeuten könnte.
Herostrat
So werden Verbrecher aus Ruhmsucht benannt, nach dem Griechen Heróstratos. Um in die Geschichte einzugehen und Unsterblichkeit zu erlangen, zündete Herostrat am 21. Juli 356 v. Chr. den Artemis-Tempel in Ephesus, Artemision genannt, an. Das Artemision, etwa 140 m lang, 80 m breit, um 35 m hoch, wurde schon ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. zu den Sieben Weltwundern gezählt. Wegen des vielen Holzes in der Dachkonstruktion brannte der Bau völlig aus. Doch die Epheser bauten ihren Tempel historisch getreu wieder auf. Immerhin hat zumindest der erste Herostrat sein Ziel, berühmt zu werden, erreicht. Zu dem Artemiskult in Ephesus sollte man auch die Stelle in der Apostelgeschichte des Lukas beachten, in der es heißt: "Groß ist die Artemis von Ephesus" (Apg. 19, 28). Der Geschichtsschreiber Strabo berichtet über die Untat: "In der Nacht, in der Alexander der Große geboren wurde, zündete Herostrat das Weltwunder an."
Kleistsche Sätze
Der Dichter Heinrich von Kleist (1777-1811) war berühmt dafür, dass er ganze Seiten mit nur einem Satz füllen konnte. Daher werden solche Bandwurmsätze heute nach ihm benannt. Hier nur ein kurzes Beispiel aus dem "Michael Kohlhaas" von Kleist: "Der Kämmerer, Herr Kunz, der inzwischen, den Vorstellungen mehrerer Freunde, die sich um ihn eingefunden hatten, zum Trotz, seinen Platz dem Abdecker von Döbbeln gegenüber unter dem Volk behauptet hatte, trat, sobald der Freiherr mit dem Rosshändler erschien, an den letzteren heran und fragte ihn, indem er sein Schwert mit Stolz und Ansehen unter dem Arm hielt, ob die Pferde, die hinter dem Wagen stünden, die seinigen wären".
Litfaßsäule
Die Anschlagsäule ist nach dem Drucker Ernst Litfaß benannt, der im Jahre 1855 (mit dem Zirkusdirektor Renz) die erste Säule dieser Art in Berlin aufstellte.
Lynchen
Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges war die Rechtspflege des Landes weitgehend lahmgelegt. Ein Bürger im Staat Virginia, Charles Lynch, ernannte sich 1780, um der Gerechtigkeit willen, selbst zum Friedensrichter des Kreises Bedford. Einen Mann, der des Totschlags überführt war, ließ er hinrichten. Sonst aber verurteilte er Straffällige höchstens zu Geldbußen oder zur Auspeitschung. 1782 befand die Bundesregierung, Lynch sei in Kriegszeiten zu seiner Handlungsweise durchaus berechtigt gewesen, und sprach ihm ihr uneingeschränktes Lob aus. Er starb 1796. Fünfzig Jahre später waren seine milden Urteile vergessen; man erinnerte sich nur noch daran, dass er Selbstjustiz geübt habe. Und so missbrauchte man seinen Namen für die berüchtigte "Lynchjustiz": Verhetzte Gruppen brachten in den USA fast 5000 Menschen eigenmächtig ums Leben.
Nikotin
Benannt zu Ehren des französischen Diplomaten Jean Nicot (1530-1600), der im 16. Jh. als französischer Gesandter in Lissabon Tabaksamen an Katharina von Medici sandte und als erster Tabakpflanzen nach Frankreich brachte.
Pascal
Nach dem französischen Physiker, Mathematiker, Theologen und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) ist sowohl die physikalische Einheit des Drucks (1 Pascal = 1 Newton/Quadratmeter), als auch die Programmiersprache PASCAL benannt, was die Vielseitigkeit dieses Forschers zeigt. Nicht nur, dass er sich mit Religion und einer Vorform des Existentialismus beschäftigte, er schuf auch 1642 mit 19 Jahren für seinen Vater, einen Steuereintreiber, eine mechanische Rechenmaschine. Allerdings kam ihm der schwäbische Tüftler Wilhelm Schickhardt aus Herrenberg vor dem 20. September 1623 (Datum eines Briefs an Johannes Kepler) mit seiner mechanischen Rechenmaschine zuvor. Nach Unterlagen in den Nachlässen Keplers und Schickhardts entstanden mehrere funktionierende Modelle dieser ersten Rechenmaschine; je eines befindet sich im Tübinger Heimatmuseum, im Kepler-Museum Weil der Stadt und im Besitz der IBM in Sindelfingen. Die Schickhardts waren eine Familie von Hochbegabten, allen voran der Renaissancebaumeister Heinrich Schickhardt d. J., der als "schwäbischer Leonardo" bezeichnet wurde. Doch zurück zu Pascal. Wie viele andere gescheite Leute vor ihm, versuchte er sich auch am Bau eines Perpetuum Mobile, einer Maschine also, der man einmal Energie verleiht und die dann beständig weiterläuft und dabei auch noch Arbeit verrichten soll. Dass Pascal scheiterte, kann man ihm nicht für übel nehmen - der Energieerhaltungssatz wurde erst später entdeckt. Jedoch entstand aus Pascals vergeblichen Versuchen immerhin eine Erfindung, die wir heute noch kennen: das Roulette.
Bild von Pascal und seiner Rechenmaschine
Links: Pascals Rechenmaschine, rechts: Blaise Pascal
Bild von Schickhardt und seiner Rechenmaschine
Links: Wilhelm Schickhardt, schwäbischer Erfinder der ersten mechanischen Rechenmaschine, Mitte: moderne Rekonstruktion dieser Rechenmaschine, rechts: Rekonstruktion von 1960
Röntgenstrahlen
Die elektromagnetischen Strahlen sind nach dem Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) benannt, der diese Strahlen entdeckte und 1896 zuerst demonstrierte (mit Foto der durchleuchteten Hand seiner Frau). Röntgen selbst war ein bescheidener Mann und nannte seine Entdeckung einfach nur X-Strahlen (=unbekannte Strahlen). Die Bezeichnung "Röntgenstrahlen" wurde 1896 von dem Schweizer Anatom A. v. Kölliker eingeführt. Röntgen erhielt für seine Entdeckung 1901 den ersten Nobelpreis für Physik. Zeitlebens ließ er sich seine Erkenntnisse nie patentieren und starb völlig verarmt während der Inflationszeit am 10. Februar 1923 in München - an Unterernährung.
Sandwich
Weil der 4. Earl of Sandwich (1718-92) so ein leidenschaftlicher Spieler war, dass er nicht gern vom Kartentisch aufstehen wollte, erfand er diese belegten Brote. Nach ihm hießen die Inseln von Hawaii früher Sandwich-Inseln.
Silhouette
Als Etienne de Silhouette 1759 französischer Finanzminister wurde, machte er sich gleich durch rigorose Sparmaßnahmen unbeliebt, und noch vor Ablauf eines Jahres verlor er sein Amt. Die Pariser bespöttelten mit dem Ausdruck "à la Silhouette" daraufhin alles Kurzlebige, später auch gestümperten Notbehelf. Es heißt, der sparsame Herr habe seine Wohnung mit billigen Scherenschnitten aus schwarzem Papier dekoriert und auch selbst derartige Porträts angefertigt und verkauft: Schattenrisse, die wesentlich billiger waren, als die sonst üblichen Miniaturen. Sie kamen über Nacht in ganz Frankreich und bald darauf auch im Ausland in Mode.
verballhornen
Johann Balhorn d. J. (1528-1603) war ein Lübecker Buchdrucker, in dessen Verlag 1586 das mittelalterliche "Lübische Recht" in einer angeblich korrigierten Neuauflage erschien, die jedoch viele Fehler enthielt. Nach anderen soll Balhorn dem Bild eines Hahnes (für den Buchstaben H) ein Nest mit Eiern hinzugefügt haben. Nach "Trüners Deutsches Wörterbuch, 1996" stammt J. Balhorn wiederum aus dem Dorf Balhorn südwestlich von Kassel.
Ich hoffe, es hat den Leserinnen und Lesern wieder Spaß bereitet. Das nächste Mal geht um etwas, um das sich weder der Etymologie-Duden, noch andere derartige Werke kümmern: die Herkunft von Markennamen.
Warum heißt es so?- von Hartmut Blessing
Hallo, liebe Wortherkunfts-Freunde! Diesmal geht um etwas, was in keinem Wörterbuch, schon gar nicht im Etymologie-Duden zu finden ist: die Herkunft von Firmen- und Markennamen. Doch zuerst ein paar Begriffe aus der BWL: eine Firma ist der Name, unter dem ein Vollkaufmann sein Unternehmen im Handelsregister einträgt. Das Warenzeichen dient dazu, eigene Erzeugnisse von denen anderer Hersteller oder Händler durch eine besondere Kennzeichnung zu unterscheiden.Es wird beim Deutschen Patentamt (in München) in die Zeichenrolle eingetragen und auf zehn Jahre geschützt. Die Schutzdauer kann jeweils um zehn Jahre verlängert werden (WZG §9). Ein Diskothekenbesitzer hat sich sogar den Buchstaben "M" schützen lassen, der allerdings lange zuvor in stilisierter Form schon von Mitropa oder auch von Mensa verwendet wurde.
Wie Produktnamen entstehen, darüber berichtete das HANDELSBLATT vom 19.8.1994: "..ein guter Name (muss) nicht immer einen logischen, sondern vor allem einen assoziativen Sinn haben..., ein Markenname ein Passepartout zu allen Märkten sein... So erinnern sich noch heute die Manager beim Turnschuhhersteller Nike der roten Ohren, die sie bekamen, als sie feststellten, dass ihr Markenname in drei arabischen Ländern ein ausgesprochen derbes Schimpfwort ist... Ihren Kunden <<einen Namen zu machen>>, ist im wörtlichen Sinne genau die Dienstleistung, die Namensentwicklerin Susanne Latour anbietet... Hinter einem neuen Namen stecken sechs bis zwölf Wochen Arbeit. Eine Zielgruppenanalyse zu Beginn des Prozesses legt eine grobe Richtung fest. Während der anschließenden Entwicklungsphase kommen im Schnitt 7500 Kreationen zusammen. Sie entstammen den Assoziationen speziell zusammengesetzter Kreativgruppen oder den Zufallsgeneratoren ausgeklügelter Computerprogramme... Das Nomen-Team wählt schließlich 500 Namen aus, die nun auf ihre internationale Einsetzbarkeit hin geprüft und juristisch gecheckt werden....Erst wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, präsentiert Susanne Latour dem Kunden etwa zehn bis 15 Namensvorschläge...Wenn der Kunde sich fünf Spitzenreiter herausgesucht hat, geht Nomen in die abschließende Phase der Akzeptanztests. Für eine vollständige Namenskreation zahlt ein Kunde 80 000 bis 150 000 D-Mark. Die Bedeutung der Namen wird in Zukunft noch zunehmen, schätzen Experten. <<Und in den 90er Jahren wird sich ein beginnender Trend verfestigen, der auf mehr Originalität und Emotionalität setzt>>,tippt Latour.... Ein Autoname, kombiniert aus Buchstaben und Ziffern, überzeugt beispielsweise keinen mehr." Doch nun zu den einzelnen Namen:
8x4
Juan Clausen, Anfang der 50er Jahre Werbeleiter bei Beiersdorf, brachte das erste Deo-Mittel mit desodorierender Wirkung auf den Markt. Der neue Deo-Wirkstoff Hexachlor-dihidroxi-diphenylmethan bestand aus 32 Buchstaben und war die Grundlage der Markenidee "8x4" (=32). Nach einem Einspruch der Kölner Firma Mühlens (4711) musste das Markenzeichen bis zur Rücknahme des Einspruchs 1963 von 8x4 auf 8mal4 geändert werden.
4711
Als die Franzosen 1796 die Stadt Köln erobert hatten, wurden alle Häuser durchnummeriert. Im Haus mit der Nummer 4711 wurde dann das gleichnamige Duftwasser erfunden.
Darstellung der Entstehung von 4711
adidas
1946 brachte Adi Dassler seine ersten Sportschuhe auf den Markt.
Aral
Der Name Aral (seit 1924) setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Mischkomponenten Aromaten u. Aliphaten zusammen, den Hauptbestandteilen des Kraftstoffs.
Aspirin
Der deutsche Chemiker Felix Hoffmann entdeckte 1897 den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS), als er nach einem Mittel suchte, das die Rheumaschmerzen seines Vaters lindern konnte. 1899 wurde der Name Aspirin - gebildet aus den Anfangsbuchstaben des Wirkstoffes und der lateinischen Bezeichnung einer salicylsäurehaltigen Staude, "spiraea ulmaria"-als Warenzeichen eingetragen.
Strukturformel und Kalottenmodell des Aspirinmoleküls
Audi
1910 war der Mitinhaber August Horch verärgert aus seiner Firma Horch & Cie. ausgetreten, um seinen eigenen Laden zu eröffnen. Er durfte aber den eigenen Namen nicht benutzen, da dieser eingetragenes Warenzeichen war. Also latinisierte er Horch in Audi. Nach einem gängigen Witz sollen die vier Ringe auf dem Audi des Bundeskanzlers Schröder für seine vier Frauen stehen - Eheringe quasi.
Coca-Cola
1886 schuf der Apotheker John S. Pemberton in Atlanta/ Georgia ein Allheilmittel zum Trinken. Der schmeckte so gut, dass er bald ein Verkaufsschlager wurde. Benannt wurde er nach den ursprünglichen Bestandteilen Cocain und Colanußextrakt. Pembertons Partner und Buchhalter, Frank M. Robinson, ließ sich den Namen einfallen und entwarf auch den Schriftzug. Die Flasche mit dem "Hüftschwung" wurde 1915 von Earl R. Dean entworfen - Vorbild war eine Jugendstil-Vase.
Bild: Entwicklung der Cola-Flasche bis 1916; daneben: Cola-Flasche in den 60ern
Death
Der wohl ehrlichste und zugleich auch makaberste Markenname kommt, wie man sich denken kann, aus England. "Zwanzig Sargnägel in einer schwarzweißen Packung, deren Wappen ein Totenkopf ist (Bild siehe unten). Keine Tricks, keine falschen Versprechungen. Kein Duft, der in die weite Welt lockt, keine Männerromantik, keine sanfte Verführung. TOD ist ehrlich, der Name ist Programm. Der britische Besitzer der Firma DEATH, der im Bett schon mal den Gesellschaftstheoretiker Baudrillard liest, sieht sich als Aufklärer, der die Verlogenheit der Nikotinwerbung bekämpft. DEATH, die neue Virginia-Zigarette, spielt mit dem tödlichen Reiz des Rauchens." -So berichtete das Süddeutsche Zeitung Magazin.
edding
Benannt nach Carl-Wilhelm Edding, einem der Firmengründer.
Erdal
Der Name leitet sich von dem ursprünglichen Firmensitz, der Erthalstraße in Mainz, her, die im Mainzerischen wie "Erdal" ausgesprochen wird. Wenig bekannt ist, dass das Unternehmen, das Erdal herstellt, auch die Waschmittelmarke "Frosch" produziert. Der Frosch ist ja desglei-chen das Markenzeichen von Erdal. "Erdal" ist übrigens ein beliebter türkischer Vorname.
Hansaplast
Als der findige Hamburger Apotheker Carl Paul Beiersdorf 1901 das erste weiße Zinkoxid-Kautschuk-Pflaster der Medizingeschichte auf den Markt brachte, gab er ihm den Namen "Leukoplast", das "weiße Pflaster". Später wurde das Leukoplast zusätzlich mit einer Wundauflage und einer Schutzabdeckung versehen und seit 1923 Hansaplast genannt.
Haribo
Abkürzung, die für Hans Riegel, Bonn steht, der 1921 das erste Gummibärchen produzierte.
IBM
Steht für "International Business Machines Corporation", in Deutschland auch für "Internationale Büro-Maschinen Gesellschaft". Der Firmenname taucht auch, versteckt, in dem Kubrick-Film "2001-Odyssee im Weltraum" auf, wo der Computer, der alles Unheil anrichtet, HAL-9000 heißt. Verschiebt man die Buchstaben HAL um eine Stelle im Alphabet, erhält man -IBM. Außerdem war IBM der erste Firmenname, der mit einzelnen Ato-men geschrieben wurde. Eine interessante Darstellung des Namens sah ich auf einer Messe: ein Auge, eine Biene und der Buchstabe M, englisch eye, bee, m, gesprochen wie IBM.
Der Buchstabe "I" von IBM, aus Einzelatomen (überhöhte Darstellung)
Labello
Der Apotheker Oskar Troplowitz aus Hamburg presste 1902 Lippenpomade aus Vaseline in Stiftform, steckte eine Metallhülse drauf-fertig war der erste Labello. Dar Name stammt aus dem Lateinischen: Labium heißt Lippe, bellus schön.
Lego
Kommt von dänisch "leg godt", "spiel gut".
Melitta
Nach der Firmenmitbegründerin, Frau Melitta Bentz. Melitta, Melissa oder auch Melisse ist das griechische Wort für Honigbiene.
Mondamin
Ist immerhin im Bertelsmann-Lexikon als "Maisstärkemehl" verzeichnet. In der Jubiläumsbroschüre, die der Mondamin-Hersteller Maizena zum 85jährigen Bestehen herausgab, heißt es:"Eigentlich fing es schon vor 5 000 Jahren an, als Hiawatha, der Sohn des Westwindes, dem Gott Mon-da-min begegnete, dem Freund des Menschen. Nachdem Mondamin im Kampf mit Hiawatha gefallen war, geschah ein Wunder: Der besiegte Gott verwandelte sich in ein lebensspendendes Maisfeld. In der indianischen Mythologie war Mais demnach ein Geschenk der Götter. Der Markenname hat sogar literarischen Niederschlag gefunden. In Christian Morgensterns (1871-1914) Gedicht "Mondendinge" heißt es: "Dinge gehen vor im Mond, / die das Kalb selbst nicht gewohnt./ Tulemond und Mondamin/ liegen heulend auf den Knien."
Nivea
"Die Schneeweiße" (wie Schneewittchens Haut) lautet der eigentliche Name der 1912 auf den Markt gekommenen Hautcreme, sie ist allerdings besser unter ihrem lateinischen Namen bekannt: Nivea (niveus = schneeweiß).
Odol
Von grch. odontos = Zahn und lat. oleum = Öl, also etwa "Zahnöl". Bis auf Nuancen unverändert ist die typische Seitenhalsflasche seit 1893 im Markt.
Osram
Der Glühbirnen-Markenname wurde aus den Bestandteilen der Glühwendel, den Metallen Osmium und Wolfram, benannt. Der Name Osmium (Element 76) leitet sich von griechisch "osme" = Geruch her, weil das Oxid des Metalls (OsO4) einen starken Geruch hat. Wolfram (Element 74) kommt von Wolfs-Rahm oder Wolf-Schaum, weil der häufig in Zinnerzen vorkommende Wolframit das Erschmelzen des Zinns erschwerte, indem er dies verschlackte, es gleichsam "auffraß".. Die beiden Metalle eignen sich deshalb so gut für eine Glühwendel, weil ihre Schmelzpunkte sehr hoch liegen (Os 3050°C, W 3410°C).
Pelikan
Der Chemiker Günther Wagner nahm als Firmensymbol sein Familienwappen: ein Pelikan, der in seinem Nest stehend seine vier Jungen mit seinem Blut füttert (ein christliches Symbol). Darüber heißt es in Shakespeares Hamlet (4. Aufzug, Fünfte Szene, Laertes): "Den Freunden will ich weit die Arme öffnen und wie der Lebensopfrer Pelikan mit meinem Blut sie tränken."
Links: Medallion auf dem Elisabethschrein in der Elisabethkirche in Marburg, das den Pelikan zeigt, der seine Jungen mit seinem Blut füttert.
Rechts: Ähnliches Motiv in der Nähe des Hotels "Ratswaage" am Ratswaageplatz in Magdeburg
Penaten
Die Penaten waren römische Hausgeister. So, wie diese das Heim beschützen sollten, soll die Hautcreme die Babyhaut schützen.
Persil
1907 kam ein Waschmittel auf dem Markt, das als Bleichmittel Perborat und zum Entkalken Silikat enthielt, weshalb die Erfinder es Persil nannten. In wässriger Lösung setzt Perborat atomaren Sauerstoff frei, der die Doppelbindungen organischer Farbstoffmoleküle angreift und so eine Bleichwirkung erzielt. Das mit dem "Aktivsauerstoff" im Waschmittel ist also ein ganz alter Hut.
Rama
Hieß früher einmal Rahma, nach ihrem Bestandteil, dem Rahm.
Ricola
Anfangsbuchstaben der Inhaberfamilie Richterich, Company und Laufen, Unternehmenssitz.
Salamander
Der Berliner Schuhhändler Rudolf Moos lässt sich am 5.12.1899 das Bildzeichen und das Wort Salamander schützen. Weil das Bild nicht eindeutig ist, wird am 8.5.1904 ein verbessertes Salamanderzeichen geschützt. 1905 gründet Moos zusammen mit der Kornwestheimer Schuhfabrik Jakob Sigle&Cie in Berlin die "Salamander-Schuhgesellschaft mbH. Das Markentier, der Salamander, taucht in deren Werbung zum ersten Mal 1909 auf. Ab 1937 erscheinen "Lurchis Abenteuer" in Reimform regelmäßig. Lurchis Freunde sind Piping, der Zwerg, Unkerich, die gepunktete Kröte, Igelmann, Frosch Hopps und die Maus Mäusepiep. Am besten gefällt mir eine frühe Folge, in der Lurchi noch in die Schule geht. Dort heißt es: "Hier der König auf dem Bilde/ Ist Amphibius der Milde!/ Er regierte Tausenddrei/ Weise über die Lurchei." Übrigens führte der französische König Francois I. (1494-1547) den Salamander im Wappen.
Shell
Shell-Zeichen / Original / Botticellis Venus
Der mächtige Erdölkonzern bekam seinen Namen von einem der Gründer, Marcus Samuel. Dieser betrieb ein Geschäft in London, das man "The Shell Shop" (den Muschelladen) nannte, weil es dort vielerlei mit Muschelschalen verzierte Kästchen und Dosen zu kaufen gab. Daneben handelte Mr. Samuel auch mit Erdöl. Aus dem Zusammenschluss dieser Firma mit anderen Gesellschaften entstand 1897 der Ölgigant. Sein Symbol, die Kammmuschelschale, die alle Shelltankstellen schmückt, wurde zur Erinnerung an die bescheidenen Anfänge des Unternehmens beibehalten. In meiner Muschel- und Schneckenschalensammlung (über 700 Stück) habe ich 8 Kammmuscheln, die man auch Jacobspilgermuscheln nennt. Im berühmten Gemälde "Die Geburt der Venus" von Sandro Botticelli steht die nackte Liebesgöttin auf einer Kammmuschelschale (die Darstellung einer nackten Frau war damals ein Skandal). Doch zurück zu Shell. An diesem Konzern hat sich gezeigt, wie wirksam ein Boykott (Herkunft dieses Wortes siehe letzten Artikel) sein kann: die Ölplattform Brent Spar musste an Land verschrottet und durfte nicht im Meer versenkt werden. Shell kann dies verkraften, nach einer Statistik (aus meinem Statistik-Archiv) von 1993 ist das Unternehmen mit einem Umsatz von 157,3 Milliarden Mark das offiziell viertgrößte Unternehmen der Welt. Das inoffiziell größte Unternehmen der Welt ist die Mafia, die laut FOCUS in der gleichen Zeit einen Umsatz von 900 Mrd. Mark erzielte. "Kammmuschel" wird nach der neuen Rechtschreibung mit 3 "m" geschrieben, früher schrieb man "Kammuschel".
Tempo
Der Name kommt laut telefonischer Auskunft der Herstellerfirma Procter+Gamble davon, dass man das Papiertaschentuch so schnell zur Hand hat. "Tempo" wurde im deutsche Raum zum Inbegriff für das viel zu lange Wort "Papiertaschentuch". Ähnliches gilt im angloamerikanischen Raum für "Kleenex", dessen Name von "clean", "Säubern" und "ex", "wegwerfen" kommt.
tesa
Der Produktname kommt von einer Sekretärin namens Elsa Tesmer; der Begriff entstand aus den Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens und dem letzten des Vornamens. 1935 wurde der erste durchsichtige Klebefilm entwickelt, der ab 1941 tesafilm hieß. Tesafilm könnte das Speichermedium der Zukunft werden. Vor kurzem hat ein Forscher aus Heidelberg "eher aus Spaß" mit einem Laser Informationen auf einem Tesa-Multifilm gespeichert. Verblüffendes Ergebnis: Auf die Kleberolle passen genauso viele Daten wie auf 15 CD-ROMs oder 7 000 PC-Disketten! Laut "Trivial Pirsuit" soll tesa im Dunkeln leuchten, wenn man ihn von der Rolle abzieht. Ich habe das ausprobiert, bei mir hat es jedoch nicht geklappt.
Ubena
Der Name des Gewürzherstellers Ubena stammt von einem ostafrikanischen Volk.
Uhu
1932 kam der erste synthetische Klebstoff der Welt, der Uhu-Alleskleber, auf dem Markt. Warum nun der Name? Unternehmer August Fischer fühlte sich der Bürobranche zugehörig, wo es schon viele "Vögel" gab: Pelikan, Marabu, Adler etc. und überlegte, dass er auch einen Vogel nehmen sollte. Seit 1932 gibt also den "Uhu", der einen Bekanntheitsgrad von 98% hat. Er wurde wie Tempo zu einem Synonym, diesmal für Klebstoff. Uhu gehört zum französischen Dargaud-Konzern, der eine Zeitlang die Vertriebsrechte am Asterix-Comic hatte. Das ist auch der Grund, weshalb Julius Cäsar in Asterix-Band XV, "Streit um Asterix" sagt: "Die Gallier sind zwar berühmt wegen ihrer endlosen Streitgespräche, aber diese hier halten zusammen wie UHIX-plus.
Varta
Steht für "Die Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren GmbH."
Vivil
Der Bonbonname leitet sich ab von lat. vivere = leben und engl. oil = Öl, also "Lebensöl".
Ein Trend der Techno-Generation ist das Bootlegging, das Verfremden und Veralbern von Markennamen. Darüber berichtet das "Die Zeit magazin" vom 3. Februar 1995: "Bootlegging nennt sich diese respektlose Manipulation, dieses Klauen, Verändern und Benützen bekannter Markenlogos. Aus Nivea wird Naiv, Lego wird zu Ego und das Waschpulver Dash zu Hash ultra. Kontaktpartys im Look von o.b.-Tampons, die Einladung zu einem Freuden-House-Fest schaut aus wie die Dose der Penaten-Babycreme.....Piraterie in bester Tradition. In den USA der zwanziger Jahre nannte man die Alkoholschmuggler Bootlegger. Später, in den wilden Jahren der Rockmusik, verwendete man den Begriff für die illegalen Mitschnitte von Livekonzerten. Das Mikrophon war im Stiefelschaft, im bootleg, der Raubkopierer versteckt." Hier ein paar Beispiele:
Und hier das Bild des ehrlichsten Warenzeichens, das es gibt, der Zigarettenmarke DEATH aus England:
Zu dem oben erwähnten Problem, das Nike mit dem Firmennamen in arabischen Ländern hatte, fällt mir noch eine Geschichte ein, die Charles Berlitz in seinem herrlichen Buch "Die wunderbare Welt der Sprachen" schildert: "Bei den Griechen gilt es als grobe Beleidigung, jemandem die erhobene Hand mit nach außen gedrehter Handfläche und gespreizten Fingern entgegenzustrecken. Diese Geste, mountza genannt, kann zu Schlägereien führen....Ein fast unglaublicher Zufall oder Mangel an Kenntnis griechischer Sitten und Gebräuche brachte amerikanische Werbefachleute auf die Idee, für ein amerikanisches Auto namens Monza mit dem Foto eines aufreizenden Mannequins in einem langen, blau-weiß (den Farben Griechenlands) gestreiften Gewand zu werben, das dem Beschauer die erhobene Hand mit nach außen gedrehten Handteller entgegenstreckte. Wie immer auch der Monza sich sonst verkauft haben mag, auf dem griechischen Markt jedenfalls war er kein großer Erfolg.
Abschließend möchte ich mich bei den Firmen bedanken, die mir, zumeist kostenlos, soviel Infomaterial schickten. Ich kann nur jedem empfehlen, auch einmal eine oder mehrere Firmen anzuschreiben. denn ich habe unter anderem ein Rezeptbuch, mehrere Lebensmittel, Schweizer Kräuterzucker, Zitronenmelisse und eine Lurchifigur kostenlos zugesandt bekommen. Besonders bedanken möchte ich mich bei der Firma SmithKline Beecham (Odol, Abtei, Dr. Best), die mir kostenlos das zum Thema sehr empfehlenswerte Buch Deutsche Standards schickte. Es kostet im Handel 56 DM, erscheint bei der Arcum Verlag und Medien GmbH, ISBN 3-930912-04-X. Wer etwas zu lachen haben möchte, dem empfehle ich das Buch von Jürgen Sprenzinger, Sehr geehrter Herr Maggi, in dem er einen nicht ganz ernst gemeinten Briefwechsel mit verschiedenen Firmen führt, Knaur Verlag, ISBN 3-426-73051-0, 18,90 DM. Ich hoffe, es hat den Leserinnen und Lesern wieder Spaß bereitet.Viel Spaß bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt Warum heißt es so?
Warum heißt es so? - von Hartmut Blessing
Hier ein paar neue Wortherkunfts-Leckerbissen:
Airbag
Engl. wörtl. "Luftsack", Schutzvorrichtung für Autoinsassen. In einem alten P.M.-Magazin wurde der Airbag noch als "Pralluftsack" vorgestellt, ein Wort das sich nicht durchgesetzt hat und auch aus den Wörterbüchern verschwand. (Müsste heute wohl "Prallluftsack" heißen?)
Akronym
Aus griech. Ákros = Spitze, Anfang und ónyma = Name. Aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter bestehende Abkürzung, die als eigenständiges Wort gesprochen wird (z. B. NATO, UNESCO, Aids, Pakistan).
Amboss
Althochd. "an bozzan" = anstoßen. Verwandt mit engl. boxing.
Amnesie
Von griech. a-mnesia = Nicht-Erinnern (wörtl.), Vergessen. Nicht zu verwechseln mit Amnestie = Begnadigung, Straferlass.
amorph
Griech. Ámorphos = formlos, gestaltlos. "Los Angeles wie amorph und öde wirkte es nach der harten und dynamischen Schönheit von New York" (Klaus Mann, Der Wendepunkt). Verwandte Wörter sind Metamorphose, die Umwandlung, und Morpheus, der traumgestaltende Gott (daher auch der Drogenname Morphium).
Baguette
Der Name dieses stangenförmigen Brotes beruht auf lat. baculum = Stock. Verwandt ist das Wort Bazillus für stäbchenförmige Bakterien (runde heißen Kokken).
Boulevard
Franz. von mittelniederländ. bolwerc "Bollwerk": ringförmig verlaufende Prachtstraße [an der Stelle früherer Festungswälle]; allg. breite Geschäftsstraße in der Innenstadt.
Cappuccino
Ital. eigentl. Kapuziner (nach der braunen Farbe der Kutte dieses Mönchsordens): Kaffeegetränk mit aufgeschäumter Milch und etwas Kakaopulver obenauf. Andere sagen, das Sahne- oder Milchhäubchen würde wie eine Kapuze sein daher der Name.
Gulag
Russ. Kurz für Glawnoje Uprawlenije Lagerij ("Hauptverwaltung der Straflager"): das Anfang der 20er Jahre in der Sowjetunion eingerichtete Straflagersystem. Auch das "Konzentrationslager" haben die Sowjets erfunden, der SPIEGEL 5/91 schrieb dies: <<Lenin führte in den Sprachschatz der Menschheit einen neuen Begriff samt der furchtbaren Realität ein: KZ. Anlässlich eines Bauernaufstandes telegrafierte er am 9. August 1918: "Man muss schonungslos Massenterror anwenden, verdächtige Personen in ein Konzentrierungslager außerhalb der Stadt einsperren." Auf russisch heißt es "Konzentrazionny lager", das Wort ging in die russische Amtssprache ein, dann in die deutsche.>>
Heißsporn
Lehnübersetzung von engl. Hotspur (Beiname einer Gestalt in Shakespeares Heinrich IV): hitziger, ungestümer, unbesonnener Mensch.
Laden
Früher bestand ein Laden noch aus zwei (waagerechten) Fensterläden, die aufgeklappt wurden. Der obere Laden diente als Regenschutz, der untere als Theke. In Riedlingen kann man heute noch einen derartigen Laden betrachten (siehe Bild).
loyal Auf lateinisch legalis = "den Gesetzen entsprechend" zurückgehend.
Mobbing
Engl. Zu mob = Mob, Pöbel und to mob = anpöbeln, attackieren. Psychoterror am Arbeitsplatz, offen gezeigte Feindseligkeit. "Mob" wiederum kommt von latein. Mobile vulgus = fahrendes Volk. Auch "Pöbel" bedeutete früher einfach "Volk" (frz. peuple, engl. people).
Nostalgie
Aus griech. nóstros = Rückkehr und álgos = Schmerz: einer verklärt gesehenen Vergangenheit zugewandt, man denke auch an die "Ostalgie".
Ombudsmann
Schwed. Ombudsman, eigentlich "Treuhänder": vom Parlament bestellte, unabhängige Vertrauensperson, an die sich Bürger mit Beschwerden wenden können.
Palindrom
Grch. palindromos = rückläufig, Wort oder Wortfolge, die vorwärts oder rückwärts gelesen den gleichen Sinn ergibt, z. B. Anna, Rentner. Madam, I’m Adam. Teste Jet-Set! (ist von mir)
Meine sämtlichen Palindrome und andere Sprachspiele gibt's hier:
Pleonasmus
Von grch. pleonasmós = Überfluss. Unnötige Häufung sinngleich oder verwandter Ausdrücke (z. B. weißer Schimmel, alter Greis, neu renoviert). Ich hatte mich mal mit einem Deutschlehrer gestritten, der "kreisrund" für einen Pleonasmus hielt. Jetzt weiß ich, dass ich recht hatte, denn ich entdeckte vor kurzem das Wort "eirund". Es ist also ein Unterschied, ob etwas "kreisrund" oder "eirund" (oval) ist, man denke auch an "kugelrund".
Smog
Aus englisch smoke = Rauch und fog = Nebel kombiniert: bei Inversionswetterlage entstehende dicke Dunstschicht aus Rauch, Abgasen und Nebel.
urban
Lat. urbanus , eigentl. "zur Stadt gehörend": gebildet, höflich, weltgewandt. Unter dem Einfluss von engl. urban zunehmend auch: städtisch, großstädtisch. Dazu habe ich mir folgendes Palindrom ausgedacht: Na, Brut urban?
Nun noch ein paar Tipps zum Thema Etymologie für Leute, die einen Internetzugang besitzen:
Unter http://www.u32.de/handy.htm wird der Herkunft des deutschen Wortes "Handy" nachgegangen.
Unter Dave Wilton's Etymology Page findet man eine englische Seite, die Wörter wie "Handicap", "okay", "Cocktail", "America" (mit der Original-Amerika-Karte, die ich Dave zusandte) und viele mehr untersucht.
Unter obelix.forst.uni-muenchen.de findet man einen Artikel über die Herkunft und Bedeutung der Namen der chemischen Elemente.
Ich hoffe, es hat den Leserinnen und Lesern wieder Spaß bereitet. Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt Warum heißt es so? Hier noch ein Leckerbissen: der Laden in Riedlingen